William Forsythe

«City of Abstracts 2020» setzt in Bewegung − sich, uns und unsere Wahrnehmung. Kein Wunder. Denn die mobile Installation ist von einem geschaffen, dessen Leben Bewegung ist. Der Choreograf William Forsythe, vergangenes Jahr siebzig geworden, hat wie kaum ein anderer mit seinen radikalen Befragungen des klassischen Balletts die europäische Tanzlandschaft geprägt und unsere Vorstellung von dem, was Tanz ist und kann, revolutioniert. Forsythes kreative Auseinandersetzungen mit Choreografie, Tanz und Bewegung reichen aber weit über den Bühnenrand hinaus: Er schreibt, forscht, realisiert Filme, entwickelt webbasierte Bewegungspartituren und setzt seine Erkenntnisse über die Organisationsstrukturen von Choreografien auch in Installationen und Objekten um, die in internationalen Museen zu sehen sind. So zeigte unter anderen das Museum für moderne Kunst in Frankfurt am Main − der Stadt, in der Forsythe seit den 1980er-Jahren lebt und zwanzig Jahre das Ballett Frankfurt leitete − 2015 eine grosse Ausstellung seiner sogenannten Choreografischen Objekte: Diese interaktiven Rauminstallationen und Videoarbeiten zeichnen eine spielerische Leichtigkeit und Zugänglichkeit aus: Sie spielen mit den Wahrnehmungen der Betrachtenden, irritieren, animieren und sorgen für Bewegung – nicht nur des Körpers. Eines dieser Choreografischen Objekte, die interaktive Videoinstallation «City of Abstracts 2020», die er eigens für das diesjährige Theater Spektakel adaptiert hat, rollt am Festival während zehn Tagen in den Abendstunden durch die Stadt. Auf einem Lastwagen, der sonst Fensterscheiben transportiert, ist ein riesiger Bildschirm montiert, der die davorstehenden Betrachter*innen künstlerisch verfremdet zeigt, sie zu Bewegung herausfordert und sie so zu choreografischen Subjekten werden lässt. Die mobile Installation wird haltmachen auf öffentlichen Plätzen von Schwamendingen bis Altstetten und von Höngg bis Wollishofen. Und ganz im Sinne von Forsythe, der Choreografie beschreibt als etwas, bei dem eine Handlung eine Handlung hervorruft, wird sie, wenn sich für die aktuelle Situation zu viele Leute versammeln, einfach weiterfahren. 

Dass die Installation am Theater Spektakel gezeigt werden kann, ist möglich dank einer ausserordentlichen spontanen Zusammenarbeit mit der Stadtentwicklung Zürich. Im Rahmen des Integrierten Standort- und Destinationsmarketings (ISDM) führt die Stadt Zürich gemeinsam mit dem Kanton Zürich, Zürich Tourismus und den Zürcher Hochschulen seit 2014 jährlich ein Festival in einer Stadt im Ausland durch. Ziel der Eventreihe ist es, Zürich als attraktive Kulturstadt, als exzellenten Bildungs-, Forschungs- und Wissenschaftsstandort ebenso wie als innovativen Wirtschaftsstandort zu präsentieren. 2020 findet die Veranstaltung aufgrund der aktuellen Reisebeschränkungen unter dem Motto «Zurich meets Zurich» in Zürich statt und ermöglicht den Zürcher*innen im Rahmen des Festivalprogramms die Begegnung mit einem wunderbaren Kunstwerk. (esc)