Die Wälder brennen. An vielen Orten der Erde. Grund ist eine Kombination aus Klimawandel und rücksichtsloser Landnutzung. Im brasilianischen Amazonasgebiet gefährden die Brände den artenreichsten Wald der Welt und damit eine der grünen Lungen der Erde. Geboren im Indigenenreservat von Cana Brava, lebt und arbeitet die Künstlerin Zahy Guajajara heute in Rio de Janeiro. Im Frühling 2020 hat sie die Videoperformance ≪Pytuhem: Uma carta em defesa dos guardioes da floresta≫ (Ein Brief zur Verteidigung der Wächter*innen des Waldes) erarbeitet, ein audiovisuelles politisches Manifest, welches aufgrund der Corona-Pandemie basierend auf Video-Calls zwischen der Regisseurin Mariana Villas-Bôas und Zahy Guajajara produziert wurde. Sie bezieht sich dabei auf ihre eigene Lebensgeschichte und erzählt von den Widerstandskämpfen indigener Menschen im Amazonasgebiet. Sie berichtet von einer Gruppe der Guajajara, die sich für die Erhaltung des Regenwaldes einsetzt, über ihre Gemeinschaft, ihre Vorfahren und Rituale. Diese Wächter*innen des Waldes schützen auch die Awa Guaja im Reservat Arariboia, die Kontakt mit der westlichen Zivilisation ablehnen und deren Wasser- und Nahrungsreserven von der zunehmenden Entwaldung bedroht sind. Ailton Krenak, Umweltschützer und Autor von «Ideias para adiar o fim do mundo» (Ideen, wie man das Ende der Welt verschiebt, 2019), ist einer der bekanntesten indigenen Denker unserer Zeit. Er wurde als Mitglied der Krenaki am Rio Doce im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais geboren. Über Jahrzehnte hinweg setzte er sich dafür ein, dass die Rechte der indigenen Bevölkerung Teil der offiziellen Verfassung des Landes werden. Die indigenen Kosmologien Amerikas zeugen von vielen Enden der Welt. Die aktuelle Umweltkrise führt Krenak auf die Überlegenheitsvorstellung der Menschen zurück, die Land, Flüsse und Wälder in ihrer wesenhaften Existenz nicht respektieren, sondern als Ressourcen ausbeuten. Im gemeinsamen Gespräch werden Zahy Guajajara und Ailton Krenak über die lange Geschichte ökologischer Verbundenheit und kämpferischer Verpflichtung gegenüber der Umwelt sprechen und darüber, dass antifaschistische und antirassistische Bewegungen auch in sozialen und ökonomischen Krisenzeiten fortgesetzt werden müssen und internationaler Unterstützung bedürfen. (mr)
Videoperformance | Zahy Guajajara, Mariana Villas-Bôas (Regie) |
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Redebeitrag | Ailton Krenak |
Gespräch | Zahy Guajajara, Ailton Krenak |
Moderation | Ana Sobral |
Kuratorische Beratung | Eduardo Bonito, Isabel Ferreira |
Bild | Leonardo Pagliaro |
Die Videoperformance «Pytuhem: Uma carta em defesa dos guardioes da floresta» wurde ursprünglich für das Programm «Brazil Hijacked» am Grec Festival in Barcelona produziert |
ca. 60 Min.
Portugiesisch, mit deutscher Übersetzung
Ein Video-Stream der Diskussion wird 15 Minuten vor Veranstaltungsbeginn hier aktiviert.
Anmeldung für aktive Teilnahme am Webinar via Zoom über diesen Link. Es gibt keinen Anmeldeschluss; Anmeldung ist auch nach Veranstaltungsbeginn noch möglich.
Bitte beachten Sie: Zugang nur während Festival möglich.
Die Vortragsreihe «Talking on Water» wird unterstützt von der Ernst Göhner Stiftung.
Dieses digitale Angebot wird im Player von SPECTYOU gezeigt.