Der namibische Performancekünstler Nashilongweshipwe Mushaandja findet für sein Stück «Ondaanisa yo Pomudhime» (Tanz des Gummibaums) immer wieder neue Formen. Für den Collective-Listening-Abend am Theater Spektakel transformiert er das «performative Reinigungsritual» in eine vielschichtige Klanglandschaft. Gummibäume, so erklärt Mushaandja, wurden im südlichen Afrika für die rituelle Reinigung bei Grenzüberschreitungen, Rites de passage oder Gedenkzeremonien für die Ahnen verwendet. In seinem Audiostück, das eine Verbindung zwischen kolonialer Vergangenheit und Gegenwart herstellt, kommt dem Baum eine zentrale Bedeutung zu.
Bei internationalen Recherchen in Archiven entdeckte Mushaandja historische Klänge, die er in seiner Arbeit zusammenfügt und teils neu interpretiert. Ethnografische Tondokumente aus den 1950er-Jahren, auf die er in den Basler Afrika-Bibliographien stiess, lässt er auf zeitgenössische Aufnahmen der Ethnomusikologin Minette Mans treffen oder auf Musikstücke seiner Band Tschuku Tschuku, die auch Kampf- und Migrationslieder aus dem südlichen Afrika in die Komposition einbringen. Auf diese Weise kreiert er ein vielschichtiges Hörbild der «radikalen Vorstellungskräfte Afrikas». Gleichzeitig hinterfragt Mushaandja mit der Arbeit die Konservierung und die Auslöschung von Kultur und die ihr zugrundeliegenden Machtverhältnisse. (rb)
Zu den Collective Listenings
Gemeinsam Radiohören mit Picknickdecken auf der Landiwiese ist eine der Antworten des Theater Spektakels auf die Pandemie. Performer und Musiker*innen aus Beirut, Nairobi, Windhoek, New York und Oslo haben neue Audioformate für Sommerabende in Zürich entwickelt. Zwei Dinge haben das Theater Spektakel schon immer ausgemacht: Gemeinschaft und Internationalität − beides ist gerade kaum möglich. Um darauf zu reagieren, haben wir Künstler*innen gebeten, aus der Ferne Projekte für ein Format des gemeinsamen Hörens zu entwickeln. Collective Listening nennen wir das, legen sehr viele Picknickdecken auf die Landiwiese und stellen Radios drauf. Dort hören Sie dann mit Hunderten anderen gemeinsam jeweils an einem Abend Songs und Stories der amerikanischen Performancekünstlerin Laurie Anderson, ein moderiertes Konzert der libanesischen Band Mashrou’ Leila, tauchen ein in eine Klanglandschaft des namibischen Performers Nashilongweshipwe Mushaandja oder lauschen den «Calls of the Hummingbird», erzählt von Ogutu Muraya und drei Geschichtenerzählerinnen.
Kuratorisches Konzept & Songwriting | Nashilongweshipwe Mushaandja |
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Mit | Tschuku Tschuku: Samuel Batola (Leadgitarre), Mutsa Lairdman (Drums, Perkussion, Produktion), Raymond Tatenda Mapfumira (Keyboards, Bass), Lovisa the Superstar (Vocals), Sanelisiwe Yakeni (Spoken Word, Poetry), Chris Eiseb (Perkussion), Tapuwanashe Munyayi (Mbira), Ovakwanangobe, Oshikwiyu, Endola (Vocals), Jackson Wahengo (Vocals, guitar on odalate naiteke) |
Ethnografische Aufnahmen | Ernest und Ruth Dammann (1953, Omaruru, Usakhos und Okahandja, Zentralnamibia), gefunden in den Basler Afrika Bibliographien |
Leadgesang | Lena Fender, Elifas Eiseb und Adam Horeib |
Bild | Hemen Heidari / Basler Afrika Bibliographien |
50 Min.
Englisch, Oshiwambo, Khoekhoegowab, Shona und IsiXhosa
unbedingt nötig über Ticketing (siehe unten)
Pro Picknickdecke ist nur eine «Infektionsgemeinschaft» erlaubt. Wenn Sie für sich alleine ein Ticket lösen, setzen wir niemand anderen zu Ihnen auf die Decke. Personen, die zusammenwohnen, reservieren bitte ihre Plätze zusammen auf einer gemeinsamen Decke (maximal vier Personen).
Bei strömendem Regen oder Sturm wird die Veranstaltung verschoben oder abgesagt. Informationen dazu spätestens zwei Stunden vor Beginn auf theaterspektakel.ch und Facebook.