Menschen auf bunten Tüchern und Liegestühlen, die dösen, lesen, sich in der Sonne baden. Um sie herum Groschenromane, Plastikwerkzeug für den Bau von Sandburgen, Snacks, Sonnencremes, farbenfrohe Schwimmhilfen, leichte Kleidung für den Spaziergang zurück in die Unterkunft. In der monumentalen musikalischen Installation «Sun & Sea» blickt das Publikum auf eine typische sommerliche Strandszene. Doch die Leichtigkeit trügt.
Die über zwanzig Strandgäste, die man von einer erhöhten Galerie aus beobachtet, tragen in der Sonne liegend eine Art Endlosoper vor: Singend erzählen sie von banalen Situationen aus ihrem Leben und streifen dabei immer wieder ökologische Makrothemen. Das Libretto verbindet auf subtile Weise Erinnerungen an den letzten Pauschalurlaub und den Genuss weither eingeflogener Nahrungsmittel mit Naturkatastrophen, dem Klimawandel und dem Zustand einer Erde, die die Menschheit kaum mehr verkraftet. Bei genauerem Hinhören kippt die Idylle zusehends ins Bedrohliche. Die künstliche Mittagssonne, vor der sich die Strandgäste immer wieder mit Sonnencreme zu schützen versuchen, wirkt nicht mehr sommerlich schön, sondern drückend, ja gefährlich.
Die Indoor Beach Opera «Sun & Sea» wurde 2019 im litauischen Pavillon an der Biennale Venedig uraufgeführt und mit dem Goldenen Löwen für den besten nationalen Beitrag ausgezeichnet. Realisiert haben sie drei junge litauische Künstlerinnen: die Filmemacherin und Theaterregisseurin Rugilė Barzdžiukaitė, deren filmisches Essay «Acid Forest» 2018 im Programm des Filmfestivals Locarno gezeigt wurde, die von der Fachwelt gefeierte Schriftstellerin und Drehbuchautorin Vaiva Grainytė und die bildende Künstlerin und Musikerin Lina Lapelytė, deren Performances in Museen wie MACBA in Barcelona oder der Fondation Cartier in Paris gezeigt wurden. «Sun & Sea» ist die zweite gemeinsame Arbeit des von Kritik und Publikum gleichermassen geschätzten Trios. Sie gewinnt ihre Faszination in der Ambivalenz von banalem Alltag und fundamentaler Gesellschaftskritik, sie kokettiert mit Leichtigkeit und ist gleichwohl bitterer Ernst. (rb)
Konzept & Entwicklung | Rugilė Barzdžiukaitė, Vaiva Grainytė und Lina Lapelytė |
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Regie & Bühnendesign | Rugilė Barzdžiukaitė |
Libretto | Vaiva Grainytė |
Komposition & Musikalische Leitung | Lina Lapelytė |
Kuration | Lucia Pietroiusti |
Produktionsleitung Tournee | Aušra Simanavičiūtė |
Tournee Koordination & Inspizienz | Erika Urbelevič |
Technische Leitung | Lique Van Gerven |
Grafik | Goda Budvytytė |
Öffentlichkeitsarbeit | Lina Vaitekūnaitė, Jogintė Bučinskaitė |
Sänger*innen | Aliona Alymova, Marco Cisco, Claudia Graziadei, Artūras Miknaitis, Yates Norton, Vytautas Pastarnokas, Eglė Paškevičienė, Lucas Lopes Pereira, Salomėja Petronytė, Kalliopi Petrou, Ieva Skorubskaitė, Svetlana Statkevičienė, Annapaola Trevenzuoli, Elisabetta Trevenzuoli, Nabila Dandara Vieira Santos |
Weitere Darsteller*innen | Vincentas Korba, Jeronimas Petraitis, Juozas Petraitis, Pranas Petraitis, Jonas Statkevičius, Mantas Petraitis, Raminta Barzdžiukienė |
Tontechnick | Tautvydas Navikas, Simas Žemgulis |
Produktion | Neon Realism |
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Koproduktion | Nida Art Colony of Vilnius Academy of Arts, Akademie Schloss Solitude, Goethe-Institut, Münchner Kammerspiele, Nationalgalerie Vilnius, Staatsschauspiel Dresden, The Momentary Arkansas |
Im Auftrag von | Pavillon von Litauen, 58. Biennale Venedig 2019, Rasa Antanavičiūtė |
Unterstützung Sun & Sea (Marina), Venice, 2019 | Lithuanian council for culture; Kultur- ministerium der Republik Litauen, Stadt Vilnius, Laurenz-Stiftung Basel |
Sponsor | JC Decaux |
Premiere | 58. Biennale Venedig 2019, Pavillon von Litauen |
Schweizer Premiere
Loop 60 Min.
Englisch, eine deutsche Übersetzung wird zur Verfügung gestellt
Sa 15. und So 16.8. von 17 bis 19 Uhr sowie Fr 21.8. von 18 bis 20 Uhr.
Kopfhörer sind beim Eingang erhältlich.
Abstand kann nicht gewährleistet werden, es muss eine Maske getragen werden.